Marktreporting KW 3

Sehr geehrte Anlegerinnen und Anleger,

gerade beobachten wir eine interessante Stimmung bei den Anlegern weltweit.

Das Börsenjahr 2023 verlief trotz kriegerische Auseinandersetzungen, steigender Zinsen und der Angst vor einer weltweiten Rezession, positiv.

Das hat dazu geführt, dass wenige Marktteilnehmer einen großen Crash sehen, allerdings ist auch die Mehrheit nicht besonders euphorisch.

Zusammenfassend hat man das Gefühl, es wird schlichtweg „nichts besonderes“ erwartet … was das für den Aktienmarkt bedeutet und was sonst noch so los war, lesen Sie in unserem Marktreporting.

Wir wünschen einen schönen Sonntag.

Ihre Finanzboutique

Wochenüberblick
 

Montag3

Berlin/INSA-Umfrage: Nur 17% der Befragten sind mit der Regierung zufrieden. CDU/CSU 30%, AFD 22%, SPD 15%, Grüne 12%, FDP 5%, Linke 4%, Freie Wähler 3%.

Berlin: Die Zahl der Firmeninsolvenzen nahm laut Statistischem Bundesamt per Dezember im Jahresvergleich um 12,3% zu. Seit Juni 2023 ergeben sich zweistellige Zuwachsraten.

Berlin: Gemäß Startupverband wurden 2023 2500 neue Betriebe gegründet (-5% gegenüber 2022). In diesem Kontext sei auf den Welt Artikel „Deutschlands frustrierender Standort-Makel“ hingewiesen (hinter Bezahlschranke).

Berlin: Laut einer Studie der DZ-Bank wird die Zahl der Bauernhöfe sich bis 2040 von aktuell 256.000 auf 100.000 reduzieren. Hintergründe seien zunehmende Umweltauflagen, Tierwohlauflagen und betriebswirtschaftliche Anforderungen.

Berlin: Airbus stellt Boeing in den Schatten. 2023 hat Airbus einen neuen Rekord bei Bestellungen verbucht. Auslieferungen: 735 Maschinen (+200 ggü. Boeing).

Washington: Der US-Kongress einigte sich auf ein Übergangsgesetz für die kurzfristige Haushaltsfinanzierung bis 1./8. März. Es bedarf noch der parlamentarischen Abstimmung.

Taiwan: DFP setzt sich bei Präsidentenwahl durch, verliert aber Mehrheit im Parlament
In Taiwan hat der Vizepräsident Lai (Demokratische Fortschrittspartei, DFP) die Präsidentenwahl mit einem circa 40%-Votum (DFP-Votum circa 10% geringer als bei letzter Präsidentenwahl von Ex-Präsidentin Tsai) gewonnen. Er tritt für die Eigenständigkeit Taiwans ein und war Favorit. Die Demokratische Fortschrittspartei (DFP) verlor bei den Parlamentswahlen ihre Mehrheit (KMT vor DFP).

Dienstag4

Berlin: Laut Statistischem Bundesamt sei die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal 2023 im Quartalsvergleich um 0,3% geschrumpft.

Berlin: Der Haushalt wies für das Jahr 2023 laut Statistischem Bundesamt ein Haushaltsdefizit in Höhe von 82,7 Mrd. EUR aus (2% des BIP, 2022 2,5% des BIP).

Berlin: Die Gewerkschaft IG BCE kündigte vor den Tarifgesprächen der Chemieindustrie (585.000 Beschäftigte) eine selbstbewusste Tarifpolitik an.

Berlin: Die deutsche Luftfahrtbranche moniert eine mehrfache Wettbewerbsbenachteiligung durch die geplante Ticketsteuer. Staatliche Standortkosten stiegen weiter. Die Anbindung würde sich verschlechtern.

Washington: Trump holt bei der Vorwahl in Iowa laut Prognosen mit Abstand die meisten Stimmen und mehr Stimmen als erwartet (Trump 51%, DeSantis 21%, Nikki Haley 19%). Kandidat Ramaswamy gab auf.

Inselstaat Nauru wendet sich von Taiwan ab
Der Inselstaat Nauru beendet die Beziehungen zu Taiwan und wendet sich China zu. Zuletzt hatte Honduras im März 2023 die Beziehungen zu Taiwan abgebrochen und Kooperation mit China begonnen. International anerkannt wird Taiwan demnach jetzt nur noch von Belize, Guatemala, Paraguay, Haiti, Saint Kitts, Sankt Lucia, Sankt Vincent, den Grenadinen, den Marschallinseln, Palau, Estawani und vom Vatikan

Bundesbank-Chef Nagel zu Inflation und Zinsen
Diskussionen über Zinssenkungen seien aus Sicht von Bundesbank-Präsident Nagel noch nicht angebracht. Man sollte auf neue Daten warten. Unter anderem stünden Daten zur Lohnentwicklung aus. Diese seien die große Unbekannte. Er würde gern sehen, wie sich die Löhne in der Eurozone in den nächsten 12 Monaten entwickelten. Sollte die Inflation nahe an das 2% Ziel der EZB herankommen, würde er womöglich seine Auffassung ändern. Aus seiner Sicht komme die Inflation Mitte 2025 nahe an die Zielmarke heran. Das sei noch ein langer Weg.

Mittwoch5


Berlin/Forsa-Umfrage: CDU/CSU 31 %, AFD 22 %, Grüne 14 %, SPD 13 %, FDP und Linke 4 %, Bündnis Sarah Wagenknecht  < 3 %.

Berlin: Deutscher Reisepass ist wieder auf Platz 1 des „Passport Rankgins“. In 194 Staaten und Territorien weltweit kann ein Bundesbürger demnach ohne Visum einreisen. An letzer Stelle liegt Afghanistan, mit 18 Staaten.

Europa: Zahl der Asylanträge steigt um 20 % ggü. Vorjahr auf rund eine Million. Damit handelt es sich um den höchsten Wert seit der Flüchtlingskrise 2016.

Paris: Macron beschließt „Reform-Allerlei“ um der Rechtspopulistin Marie Le Pen bzgl. des bevorstehenden Wahlkampfes zu begegnen. Bspw. der Test von Schul-Uniformen in 100 Schulen, mehr Staatbürgerkunde-Unterricht, Theaterkurse für die Mittelstufe oder die Erleichterung Zugang zur Sozialhilfe zu erhalten. Außerdem wurde die Lieferung von 40 Langstreckenraketen und Bomben für die Ukraine beschlossen.

Chinas Wirtschaftswachstum 2023
Chinas Ministerpräsident, Li Qiang, verkündigt auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos ein Wachstum der chinesischen Wirtschaftskraft um 5,2 % in 2023. Allerdings korrigerte die Statistikbehörde das BIP 2022 davor leicht nacht unten. Die Experten des US-Thinktanks Rhodium schätzen das BIP-Wachstum eher auf 1,5 %. Die Risiken für das laufende Wirtschaftswachstum haben die China-Korrespondenten, Sabine Gusbeth und Martin Benninghof, des Handelsblatts einmal zusammen gefasst:

  • Anhaltende Immobilienkrise: Trotz eines Rückgangs der Bautätigkeit um 18 Prozent habe der aufgeblähte Wohnungsmarkt erst etwa „die Hälfte der notwendigen Korrektur“ hinter sich, schätzen die Experten von Bloomberg Economics.
  • Flauer Konsum: Drei Viertel des Vermögens chinesischer Haushalte stecken Schätzungen zufolge in Immobilien. Sinken deren Preise, bedeutet das massenhaften Wohlstandsverlust. So dürfte der private Konsum auch 2024 nicht zum erhofften Wachstumsmotor werden.
  • Hohe Überkapazitäten: Das Regime in Peking will die Zukunftsbranchen Batterietechnik, erneuerbare Energie und E-Mobilität zu Wachstumstreibern aufbauen. Doch durch die hohen, staatlich-gelenkten Investitionen drohen dort massive Überkapazitäten.
  • Sinkende Exporte: Im vergangenen Jahr sind Chinas Exporte gemessen in Dollar erstmals seit 2016 gefallen. Die Ursachen: Zum einen wächst die Weltwirtschaft langsamer und damit auch die Nachfrage nach chinesischen Produkten. Zum anderen wollen sich viele westliche Staaten von China unabhängiger machen.
  • Politische Risiken: Die geopolitischen Spannungen und wechselseitigen Handelsrestriktionen zwischen China und dem Westen drücken die Stimmung in Chinas Unternehmen und bremsen Investitionen.

Donnerstag6

UK: Die jährliche Inflationsrate im Vereinigten Königreich hat im Dezember auf vier Prozent zugelegt – der erste Anstieg seit zehn Monaten. Erwartet worden waren lediglich 3,8 Prozent, nachdem die Teuerungsrate im November mit 3,9 Prozent ein fast zweijähriges Tief erreicht hatte.

London: Unterhaus beschließt neues Asylgesetz, nach dem Abschiebungen nach Ruanda ermöglich werden. Damit setzt sich Premierminister Sishi Sunak gegen Wiederstände in seiner konservativen Partei durch.

Indien: In Indien stiegen die Großhandelspreise im Dezember im Jahresvergleich um 0,7 Prozent und damit weniger als vom Markt erwartet. Auch die Inflation lag mit 5,7 Prozent unter der Marktschätzung von 5,9 Prozent. Die Kerninflation – ohne Lebensmittel und Energie – ging sogar auf 3,8 Prozent zurück und liegt innerhalb des Zielbands der Reserve Bank of India (RBI) von zwei bis sechs Prozent. Wenn die Inflation – entgegen dem kurzfristigen Trend im letzten Quartal – weiter abnimmt und sich stabilisiert, könnte die Zentralbank zur Mitte des Jahres den Leitzins von aktuell 6,5 Prozent senken.

Frankfurt: Die Dax-Konzerne haben nach Handelsblatt-Berechnungen derzeit Programme im Gesamtvolumen von 27 Milliarden Euro laufen, um eigene Aktien an der Börse aufzukaufen und so den Kurs nach oben zu treiben.

Pakistan: Nach einem iranischen Luftangriff schlägt das Nachbarland zurück und greift Ziele im Iran an.

USD zeigt Stärke
Der Euro notierte zum US-Dollar zwei Wochen lang in einer sehr engen Handelsspanne – bis Dienstag. Dann geriet er ebenso wie alle anderen G-10-Währungen zum Greenback unter Druck. Die Gründe: 

  1. Christopher Waller, ein Direktor der US-Notenbank Fed, wies darauf hin, dass die Zinsen voraussichtlich später als momentan an den Terminmärkten eingepreist gesenkt werden.
  2. An den Währungsoptionsmärkten stieg der Wert der Kontrakte, die für die kommende Woche auf eine US-Dollar-Aufwertung setzen, am Dienstag so stark wie zuletzt im Mai 2023.
  3. Der deutliche Vorsprung Donald Trumps bei den ersten Vorwahlen zur Präsidentschaftskandidatur der Republikaner in Iowa hat – für den Fall einer erneuten Präsidentschaft Trumps – aus Marktsicht die Unsicherheit bezüglich der künftigen US-Handelspolitik erhöht. Insbesondere könnte es zu einer Zunahme protektionistischer Maßnahmen aufgrund des hohen Handelsbilanzdefizits der USA gegenüber China und der Europäischen Union kommen. Dies würde deren exportorientierte Wirtschaften und voraussichtlich auch deren Währungen belasten.

Auf kurze Sicht könnte die US-Dollar-Stärke anhalten. Weitere Impulse erwarten die Marktakteure von den Notenbanksitzungen in den kommenden beiden Wochen.

Freitag7

München: Ifo-Institut gibt Zahlen zur Kreditvergabe bekannt. Demnach bleiben Banken bei der Kreditvergabe vorstichtig. 25,6 Prozent der Firmen, die gegenwärtig Verhandlungen über ein Darlehen führen, berichteten im Dezember von Zurückhaltung bei den Banken. Im September waren es noch 29,2 Prozent.

Wiesbaden: Statistisches Bundesamt gibt Zahlen zu Wohnungsbaugenehmigungen bekannt. Die Zahl ist im November erneut zurück gegangen. 16,9 % oder 4100 Einheiten weniger wie im Jahr zuvor.

Japan: Die Inflationsrate liegt bei 2,6 % ggü. dem Vorjahresmonat.

Bitcoin-Halving: Das nächste „Bitcoin-Halving“ rückt in den Fokus. Es bezeichnet ein periodisches Ereignis, das einen erheblichen Einfluss auf den Bitcoin-Markt ausüben kann. 
Bitcoin werden durch einen Prozess namens Mining geschöpft. Dabei lösen Computernetzwerke aufwendige kryptografische Aufgaben, um als Belohnung neue Bitcoin zu erhalten – im Fachjargon Proof-of-Work-Konsensverfahren genannt. Wenn ein Miner erfolgreich einen Block in die Bitcoin-Blockchain einfügt, wird er mit einer Belohnung in Form von Bitcoin entlohnt – auch als „Reward“ bezeichnet.  
Diese Belohnung halbiert sich mit jedem Halving. Das Tempo der ausgegebenen Bitcoin-Einheiten wird rund alle vier Jahre halbiert, wodurch immer weniger neue Bitcoin in Umlauf geraten.

Bundesfinanzhof unterstützt Immobilienerben
Wer eine Immobilie aus dem Nachlass einer Erbengemeinschaft verkauft, muss auf den Gewinn keine Einkommensteuer zahlen (Az.: 26.09.2023 – IX R 13/22). Das geht aus einem Urteil des Bundesfinanzhofs (BFH) hervor. Das Gericht ändert damit seine bisherige Rechtsprechung und tritt der Auffassung der Finanzverwaltung entgegen.
Die große Relevanz dieses Urteils lässt sich am konkreten Streitfall erkennen: Eine aus drei Erben bestehende Erbengemeinschaft hatte unter anderem mehrere Immobilien geerbt. Einer der Erben kaufte die Anteile der beiden Miterben an der Erbengemeinschaft und veräußerte anschließend die Immobilie. 
Das Finanzamt besteuerte diesen Verkauf gemäß Einkommensteuergesetz als privates Veräußerungsgeschäft, da zwischen der Anschaffung und der Veräußerung der Immobilie weniger als zehn Jahre lagen. Früher wurde dies auch als Spekulationsgeschäft bezeichnet. Die Richter am BFH kamen jedoch zu dem Ergebnis, dass der Kauf von Anteilen an einer Erbengemeinschaft gar keine Anschaffung darstelle. Daher liege auch kein Veräußerungsgeschäft vor, für das Einkommensteuer fällig werden könnte.

USA – Immobilienmarkt tendiert wieder aufwärts
Die Wohnbaubeginne in den USA gingen im Dezember 2023 gegenüber dem Vormonat um 4,3 Prozent zurück. Dies ist der erste Rückgang seit vier Monaten, nachdem die Zahl der Baubeginne im November um 10,8 Prozent gestiegen war. Die Baugenehmigungen hingegen nahmen mit 1,9 Prozent stärker zu als erwartet. Zudem kletterte der NAHB Index, der die Stimmung unter den US-Hausbauern misst, im Januar von 37 Punkten im Vormonat auf 44 Zähler. Damit setzte der Index die Erholung von dem im November erreichten Jahrestief fort und lag deutlich über den Markterwartungen von 39 Punkten. Die Verbesserung wurde dem anhaltenden Rückgang der Hypothekenzinsen zugeschrieben. Die 30-jährigen Hypothekenzinsen sind aufgrund der Erwartungen hinsichtlich in diesem Jahr anstehender Zinssenkungen durch die Fed von ihren Höchstständen von über acht Prozent Ende Oktober auf aktuell gut sieben Prozent gefallen.

Märkte auf einen Blick
Kapitalmärkte
Märkte Aktueller Indexstand Veränderung Vorwoche
DAX 16.55,13 – 0,81 %
EuroStoxx50 4.473,29 – 0,12 %
Dow Jones 37.863,80 0,90 %
S&P500 4.839,01 1,17 %
NASDAQ100 17.314,01 3,81 %
Nikkei 36.186,11 4,14 %
HangSeng 15.467,32 – 3,84 %
MSCI World 3.176,98 0,52 %
Rohstoffe
Rohstoff Bewertung Veränderung Vorwoche YTD
Gold 2.029,37 $/oz. 0,56 % – 1,59 %
Silber 22,59 $/oz. – 0,45 % – 4,99 %
Brent (Öl) 78,27 $/bbl. 2,24 % 1,88 %
Zinsen
Geldmarkt Zins p. a.
EZB Einlagensatz 4,00 %
3-M-Euribor 3,89 %
FED-Leitzins 5,50 %
Tagesgeldsatz Japan – 0,01 %
Tagesgeldsatz UK 5,19 %
Rentenmarkt Rendite p. a.
5J Bund 2,25%
10J Bund 2,31 %
10J US-Treasury 4,14 %
10J JGB (Japan) 0,63 %
10J Gilts (UK) 4,02 %
Währung Für einen Euro erhalten Sie aktuell 1,0850 USD
Kapitalmarktkommentar: Interessante Stimmung bei den Anlegern8

 

Nach den starken Renditen im Jahr 2023 und angesichts der Tatsache, dass die Aktien um das Rekordhoch vom Januar 2022 herum schwanken, befindet sich die Stimmung der Anleger in einer interessanten Phase. Sie sind nicht gerade pessimistisch, doch gleichzeitig sind die Erwartungen gering.

Die Schätzungen für den S&P 500 liegen mit 1,7 Prozent im Median für dieses Jahr auf dem geringsten Wert der vergangenen 30 Jahre. Nur zwei Mal erwarteten die Analysten in diesem Zeitraum Renditen von weniger als vier Prozent: In den Jahren 1999 und 2020.

Die folgenden Renditen? Im Jahr 1999 legte der S&P 500 mitten in der Technologieblase um 21 Prozent zu. Im Corona-Jahr 2020 beendete der marktbreite Index das Jahr mit einer Rendite von 18,4 Prozent. Die Erwartungshaltung ist auch heute niedrig. Folgt man dem Konzept, dass man Aktien kaufen sollte, wenn Anleger skeptisch sind, dann ist die Gunst der Stunde gekommen.

Stattdessen wird viel darüber diskutiert, was passieren muss, damit die Aktien nach dem starken Aufschwung des letzten Jahres überhaupt ein positives Jahr haben können. Es benötige Zinssenkungen oder steigende Unternehmensgewinne, so die Experten. Diese Skepsis ist nur einer der Gründe, warum man glauben kann, dass der Bullenmarkt 2024 weitergehen und ein gutes bis großartiges Jahr für globale Aktien mit zweistelligen Renditen bringen wird.
 
Ein uralter Mythos über Märkte besagt, dass sie konkrete Gründe brauchen, um zu steigen. Für viele ist es schwer vorstellbar, dass Aktien, wenn sie sich selbst überlassen werden, eine natürliche Tendenz zum Wachstum haben. Doch genau das ist der Fall. Es ist nicht so, dass Aktien Gründe brauchen, um zu steigen, sondern eher so, dass sie eher Gründe zum Fallen benötigen. Anders ausgedrückt: Wenn man sich nicht in einem Bärenmarkt befindet, ist man in einem Bullenmarkt. Wenn es also keinen guten Grund für einen Bärenmarkt gibt, ist ein Bullenmarkt in der Regel die Folge.

Bullenmärkte enden in der Regel nur auf eine von zwei Arten. Zum einen werden Bullenmärkte durch eine euphorische Stimmung zerstört, wenn keine Ängste mehr existieren und Anleger blind in die Aktienmärkte investieren. Die Erwartungshaltungen steigen und die Realität kann nicht mehr mithalten. In diesem Fall neigen Anleger dazu, sämtliche Warnzeichen zu ignorieren und negative Meldungen positiv zu interpretieren.

Genau das ist heute nicht der Fall. Anleger sind überzeugt, dass Märkte nur steigen können, wenn die Zentralbanken in diesem Jahr die Zinsen senken. Legt man das Stimmungsmodell von Sir John Templeton zugrunde, das auf seiner Beobachtung beruht, dass „Bullenmärkte im Pessimismus geboren werden, in der Skepsis wachsen, im Optimismus altern und in der Euphorie sterben“, so befinden wir uns derzeit in der skeptischen Phase, in der es noch viele Sorgen zu überwinden gilt.
 
Die zweite Ursache für einen Bärenmarkt ist das, was man als „Keulenschlag“ bezeichnet. Hierunter verbirgt sich ein gewaltiger, unbemerkter Schock, der die globale Wirtschaft um mehrere Billionen Euro erleichtern könnte.

Die Corona-Lockdowns waren ein fast zu gutes Beispiel, da Keulenschläge fast immer unbemerkt kommen. Wir halten immer Ausschau nach solchen Risiken, aber die einzigen negativen Entwicklungen, die sich derzeit am Horizont abzeichnen, sind entweder zu gering, zu bekannt oder werden zu falsch eingeschätzt, um die Aktienmärkte in den nächsten Bärenmarkt zu stürzen.

Die Weltwirtschaft hat bereits bewiesen, dass sie trotz Zinserhöhungen der Fed und inversen Zinsstrukturkurven wachsen kann. Die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen sind zwar tragisch, aber für den globalen Handel eher nebensächlich. Die Unternehmen stellen sich auf die Unterbrechungen der Schifffahrt im Suezkanal ein, und die Frachtraten bleiben weit unter den Höchstständen von 2021.

Und das bringt uns zu der besten Eigenschaft des Jahres 2024. Da es sich um ein Wahljahr im US-Präsidentschaftszyklus handelt, werden Politiker der natürlichen Entwicklung von Aktienmärkten mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Hindernisse in den Weg legen.

Sie sind zu sehr mit Wahlkampf beschäftigt, als dass sie neue Gesetze verabschieden würden, welche die Unsicherheit erhöhen könnten und somit die Unsicherheit erhöhten. Aus diesem Grund sind vierte Amtsjahre von US-Präsidenten in mehr als 80 Prozent der Fälle positiv mit einer durchschnittlichen Rendite von 11,4 Prozent.

Weniger bekannt ist jedoch, warum dies geschieht: Blockaden, die in der Regel durch die Zwischenwahlen nach dem zweiten Amtsjahr einen großen Auftrieb erhalten (daher ist auch das dritte Jahr in der überwiegenden Mehrheit der Fälle im Plus) und sich im vierten Jahr fortsetzen, wenn der Wahlkampf beginnt. Die Abgeordneten, die zur Wiederwahl anstehen, wollen nicht nur keine großen und umstrittenen Gesetze verabschieden, sondern ziehen es auch vor, wichtige Themen für Spendenaktionen und Wahlkampfauftritte aufzusparen. So erleben wir ein Jahr mit großen Versprechungen und viel Rhetorik, aber relativer Untätigkeit, unterbrochen von der Präsidentschaftswahl, die einen Sieger hervorbringt – was normalerweise die Unsicherheit unabhängig von Partei oder Persönlichkeit mindert.

Kein Jahr für Buy and Hold
Zumindest in den ersten Monaten dieses Jahres könnten Tech- und Tech-ähnliche Branchen in den Bereichen zyklische Konsumgüter und Kommunikationsdienste sowie andere wachstumsstarke Branchen weiterhin führend sein.

Die langsam wachsende Weltwirtschaft und die inverse Zinsstrukturkurve begünstigen Unternehmen, deren Einnahmen nicht von schnellem Wachstum abhängen und die ihre Größe und makellosen Bilanzen nutzen können, um sich auf den Kapitalmärkten zu finanzieren.

Wenn die Zinsstrukturkurve jedoch im Laufe dieses Jahres wieder ansteigt, könnte dies eine Verschiebung hin zu Value-Unternehmen auslösen. Sie könnte nicht nur eine globale Beschleunigung auslösen – was zyklischeren Unternehmen zugutekäme – sondern auch die Kreditvergabe der Banken verbessern (die Vergrößerung des Abstands zwischen kurzen und langen Zinssätzen macht die Kreditvergabe rentabler), wodurch potenziell mehr Finanzmittel in kleinere Unternehmen fließen würden.

Dies ist jedoch nicht sicher, da die inverse Kurve die Kreditvergabe nicht wie üblich beeinträchtigt hat. Die Einlagenschwemme der Banken hielt ihre Finanzierungskosten niedrig. Zinssenkungen und eine steilere Kurve werden die Kreditvergabe also möglicherweise nicht ankurbeln.

Aber es ist eine Möglichkeit, die man im Auge behalten und beobachten sollte. Wir sehen also, wie sich der Fokus zwischen Wachstums- und Value-Aktien verschieben könnte, weshalb es nicht ratsam wäre dieses Jahr einfach nur zu kaufen und die Titel im Depot liegen zu lassen. Viel eher ist es wichtig, die Märkte laufend zu beobachten und den Wechsel zwischen den verschiedenen Branchen, Assetklassen und Märkten nicht zu verpassen.

Fazit
Nach einem starken Jahr 2023, werden im kommenden Jahr wieder zweistellige Renditen erwartet. Die Wirtschaft wächst, die Erwartungshaltung ist weiterhin beispielsweise mit 1,7 Prozent Rendite für den amerikanischen S&P 500 extrem gering und extreme und marktbeeinflussende politische Gesetze bleiben global unwahrscheinlich.

Zweite Bullenmarktjahre erfreuen sich regelmäßig positiver Renditen – und die grundsätzlichen Bedingungen sprechen die gleiche Sprache in der aktuellen Phase. Simples „Buy and Hold“ wird wahrscheinlich gleichermaßen Fehlschlagen wie einfach nur auf die Gewinner der Vergangenheit zu setzen – viel mehr kommt es nun auf die individuellen Faktoren bei der Aktienauswahl an.

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Quellenangaben:

1https://stock3.com/ – Daten abgerufen am 19.01.2024 – 15:30 Uhr

2LBBW Markets – das Researchportal der Landesbank Baden-Württemberg – Daten abgerufen am 19.01.2024 – 15:30 Uhr

3Hellmeyer Report vom 15.01.2024– Blick auf die Welt mit Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der NFS Netfonds Gruppe

4Hellmeyer Report vom 16.01.2024– Blick auf die Welt mit Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der NFS Netfonds Gruppe

5Handelsblatt Morning Briefing vom 17.01.2023

6Handelsblatt Morning Briefing vom 18.01.2023, Deutsche Bank Perspektive am Morgen vom 18.01.2023

7Handelsblatt Morning Briefing vom 19.01.2023, Deutsche Bank Perspektive am Morgen vom 19.01.2023

8Newsletter Wall Street Grüner Fisher vom 18.01.2023

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