Sehr geehrte Anlegerinnen, sehr geehrte Anleger,
seit 2024 wächst das Bruttoinlandsprodukts Japans wieder kontinuierlich an.
Besonders spannend dabei ist, dass Japan, ebenso wie Deutschland, mit einer alternden Bevölkerung einer neu auszurichteneden Energieversorgung und einer technologischen Transformation zu kämpfen hat.
Gerade die alternde Bevölkerung ist ein großes volkswirtschaftliches Problem, da die Arbeitskraft einer der wichtigstigen Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg eines Landes darstellt.
Doch trotz einer seit 2010 schrumpfenden Bevölkerung wächst die japanische Wirtschaft und ist damit der Beweis, dass Demografie zwar einer Herausforderung, aber kein Schicksal ist. Noch leben in dem ostasiatischen Land rund 125 Millionen Menschen, doch verliert die Volkswirtschaft jährlich Konsumenten in der Größenordnung Dresdens.
Der Grund: Arbeitskräfte sind nur ein Faktor, der die Entwicklung einer Volkswirtschaft bestimmt, andere sind zum Beispiel Investitionen und Produktivitätssteigerungen. Da Japan die Zuwanderung nur langsam steigert, hat die Regierung eine Reihe Maßnahmen ergriffen, um es mehr Menschen zu ermöglichen, zu arbeiten.
Faktor 1: Frauen vom Heim in den Beruf
Ausgerechnet eine konservative Regierung hat in Japan den Grundstein für die Mobilisierung von Frauen als Arbeitskräfte gelegt. Nachdem Shinzo Abe Ende 2012 sein Amt als Premierminister angetreten hatte, rief er die „Womenomics“ aus. Er wollte die im internationalen Vergleich niedrige Zahl der erwerbstätigen Frauen in Japan erhöhen.
Die Ausgangslage war so schlecht, dass Japan noch 2023 im Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums auf Platz 125 lag. Dabei ist der Anteil der erwerbstätigen Frauen zwischen 2012 und 2023 von 46 auf 53 Prozent gestiegen, zeigen Zahlen des Innenministeriums. Das ist ein neuer Rekord. In Japan sind 69 Prozent der Männer erwerbstätig.
Ein wichtiger Faktor war der erfolgreiche Ausbau von Kindergartenplätzen. In den vergangenen zwölf Jahren sind die Wartelisten landesweit von mehr als 25.000 auf nur noch 2700 Kinder geschrumpft. Dennoch gibt es weiterhin enormen Verbesserungsbedarf bei der Beschäftigung von Frauen.
Faktor 2: Arbeiten ohne Rentenalter
Die zweite Gruppe, die die japanische Regierung auf den Arbeitsmark holt, sind Senioren. Der Anteil arbeitender Rentner ist zwischen 2011 und 2021 von 19 auf mehr als 25 Prozent gestiegen.
Durch eine Reform der Gehaltssysteme weg von Lohnsteigerung nach Jahren der Firmenzugehörigkeit hin zur Bezahlung nach Position und Leistung könnte die Zahl noch gesteigert werden.
Bisher waren ältere Arbeitnehmer sehr teuer und wurden deshalb so früh wie möglich in den Ruhestand geschickt, oft schon mit 60 Jahren. Besonders verdiente Mitarbeiter konnten auf Anschlussverträge hoffen, allerdings zu deutlich reduzierten Bezügen. Mit einem Leistungslohn können sie theoretisch länger zu ähnlichen Bedingungen weiterarbeiten.
Faktor 3: Japan erfindet Jobs für Geringqualifizierte
Eine weitere Maßnahme der Regierung mag im Ausland nicht unbedingt sinnvoll erscheinen. Auf Baustellen stehen etwa oft mehrere, meist ältere Sicherheitskräfte in Uniform und mit Helm herum, die mit Leuchtstäben den Fußgänger- oder Autoverkehr regeln. Hintergrund sind Vorgaben, wie Baustellen abgesichert werden müssen.
Diese Sicherheitskräfte sind nicht das einzige Beispiel für Japans Kunst, scheinbar sinnlose Jobs zu schaffen. Dahinter steckt eine Philosophie, die nicht nur auf Produktivität und Kapitaleffizienz setzt.
Vielmehr geht es darum, die soziale Stabilität zu erhalten, indem auch Arbeitsplätze für Geringqualifizierte geschaffen werden. Das entlastet nicht nur die Sozialsysteme, sondern gibt den Betroffenen auch Struktur im Leben und das Gefühl, ein nützlicher Teil der Gesellschaft zu sein. Soweit die Idee.
Faktor 4: Wachstum auf Pump
Auch Japans Wirtschaftspolitik spielt eine Rolle in der Erfolgsgeschichte. Seit dem Platzen der Spekulationsblase in den 1980er-Jahren hielt die Regierung die Wirtschaft mit einem wachsenden Staatshaushalt am Laufen, der mit immer mehr Schulden finanziert wurde.
So konnte Japan eine schwere Rezession vermeiden und sehr moderates Wachstum stimuliert werden. Doch der Preis dafür ist hoch. Die Staatsverschuldung ist auf inzwischen rund 250 Prozent der Wirtschaftsleistung gestiegen. Eine Finanzkrise konnte Japan dadurch vermeiden, dass die Zinsen schon früh sanken und so den Schuldendienst erträglich hielten. Seit dem Jahr 2000 liegt der Leitzins schon bei null Prozent, 2016 senkte ihn die Bank of Japan sogar auf minus 0,1 Prozent. Zusätzlich begann die Notenbank schon vor 20 Jahren, in bedeutendem Umfang Staatsanleihen zu kaufen.
Warum Japan noch Wachstumspotenzial hat
Mehr als die Hälfte der Staatsschulden sind inzwischen im Besitz der Zentralbank und der restliche Großteil der Gläubiger sitzt ebenfalls im eigenen Land. Das bedeutet dass der Druck von Außen relativ gering ist und Japan sehr autark interagieren kann.
Hinzu kommt, dass der internationale Inflationsschub, den wir die letzten Jahre erlebt haben, Japan geholfen hat aus ihrer deflationären Struktur auszubrechen. Deflation ist wirtschaftlich gesehen ein Scheckgespenst, was bspw. dazu führt, dass Konsumenten mit Ausgaben abwarten. Wenn alles immer günstiger wird, warten Sie mit dem Kauf eines neuens Fernsehrs lieber ab, bis er noch günstiger wird.
Dieser globale Faktor ist es nun, der Japan auch dazu verholfen hat, die Zinsen wieder zu erhöhen und damit steigt der Druck auf Unternehmen wieder Innovativ sein zu müssen. In dem bisherigen Null- und Niedrigzinsumfeld war es für Unternehmen leicht, negative Tendenzen durch eine billige Fremdkapitalaufnahme auszugleichen.
Der Innovationsdruck war also sehr gering und kommt nun wieder zurück und das gerade in einer Zeit, in der die KI-Revolution einen entsprechenden Innovationsdruck hervor ruft und auch belohnt. Also genau zum richtigen Zeitpunkt.
Damit steht steht Japan vor einem wirtschaftlichen Wendepunkt.
Auf Zuwanderung zu setzen ist für viele Unternehmen hingegen nicht sinnvollen, da die Regierung nur ein sehr geringe Anzahl an Menschen ins Land lässt. Sie setzt eher stark darauf, die aktuellen Themen durch eigenen Kraft zu lösen (Innovation, technischer Fortschritt, Wandel des Arbeitsmarktes,etc.).
Gleichzeitig werden die bisherigen Stützen des Wachstums, die Rentner und vor allem die Frauen, gestärkt, indem sie vermehrt von Teilzeit- in Vollzeitstellen befördert werden.
Zusammenfassend setzt Japan also darauf die bestehenden Erwerbsgruppen zu stärken bzw. zu Vergrößern (Frauen, Rentner) und nicht besetzte Jobs durch technologische Lösungen zu ersetzen.
Ein Weg, der gerade am Anfang steht, die letzten Jahre aber gezeigt hat, dass er zu funktioneren scheint.
Wir wünschen einen schönen Sonntag!
Montag3
Argentinien / Wahl
Der argentinische Präsident Javier Milei hat bei den Zwischenwahlen am Sonntag einen deutlichen Sieg errungen und damit von den Wählern ein Mandat für seinen radikalen wirtschaftlichen Umbau erhalten. Das Ergebnis gilt als starke Rückendeckung für seine marktwirtschaftlichen Reformen und seinen harten Sparkurs, trotz weit verbreiteter Unzufriedenheit in der Bevölkerung. In der Provinz Buenos Aires, einer traditionellen Hochburg der oppositionellen Peronisten, siegte Mileis Partei mit 41,5 Prozent knapp vor der peronistischen Koalition mit 40,8 Prozent. Demnach erhält Mileis Partei 64 Sitze, während auf die Peronisten 31 Mandate entfallen.
China / Industrie
Das Wachstum der Gewinne in Chinas Industrie hat sich im September den zweiten Monat in Folge verstärkt und weckt damit Hoffnungen auf eine Wende in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Im September legten die Gewinne um 21,6 Prozent zu, nach einem Plus von 20,4 Prozent im August, wie das nationale Statistikamt am Montag mitteilte. Dies war der stärkste Anstieg seit November 2023.
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