Sehr geehrte Anlegerinnen, sehr geehrte Anleger,
institutionelle Investoren wie Pensionskassen, Versicherungen oder Staatsfonds verwalten Billionenbeträge und gelten als „Smart Money“. Ihre Asset Allocation – insbesondere die Aktienquote – wird oft als Signal für die Marktlage interpretiert.
Wenn große Player ihre Aktienbestände erhöhen, sehen viele Privatanleger darin ein Zeichen für Optimismus. Umgekehrt wird eine sinkende Quote häufig als Warnsignal gedeutet.
Warum das sinnvoll erscheinen kann:
Institutionelle Anleger verfügen über umfangreiche Research-Ressourcen und Risikomodelle, die ihnen helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Ihre Allokationen spiegeln meist langfristige Einschätzungen wider, nicht nur kurzfristige Trends.
Veränderungen in der Aktienquote können daher Hinweise auf makroökonomische Erwartungen geben und werden oft als Indikator für die Marktstimmung genutzt.
Die Fallstricke:
Diese Daten sind jedoch nicht frei von Problemen. Erstens gibt es eine deutliche Zeitverzögerung: Umfragen und Reports erscheinen oft Wochen oder Monate nach den Entscheidungen, sodass sich die Marktlage inzwischen geändert haben kann.
Zweitens unterliegen institutionelle Investoren regulatorischen Zwängen, die bestimmte Quoten für Anleihen oder andere Anlageklassen vorschreiben – ihre Entscheidungen sind also nicht rein marktorientiert.
Drittens sind institutionelle Anleger keine homogene Gruppe: Ein Staatsfonds aus Norwegen verfolgt andere Ziele als eine deutsche Pensionskasse.
Viertens ist die Aktienquote kein Timing-Indikator. Eine hohe Quote bedeutet nicht automatisch, dass Kurse steigen werden; oft bleiben Quoten stabil, selbst wenn Märkte fallen.
Schließlich kann eine sehr hohe Aktienquote sogar als Kontraindikator wirken: Wenn „alle“ investiert sind, ist das Aufwärtspotenzial möglicherweise begrenzt.
Andersrum ist eine niedrige Aktienquote evtl. auch ein Kaufsignal, da sich die Manager mit Aktien eindecken müssen um Markttrends nicht zu verpassen.
Die Frage ist immer, ob Geld vorhanden ist, welches in den Markt fließen kann. Die Investitionsquote der institutionellen Anleger gibt hier entsprechend aufschluss.
Praxisbeispiel
Blicken wir einmal in die Vergangenheit und sehen uns die Natixis Institutional Investor Umfrage von Oktober 2024 an, welche Anfang Dezember 2024 veröffentlicht wurde. Sie basiert auf den Antworten von 500 institutionellen Investoren weltweit, die zusammen $28,3 Billionen verwalten. Die Studie zeigte:
Aktienquote von globalen Anlegern: 36,7 %
Aktienquote von deutschen Anlegern: 31,2 %
Stimmung: Zwei Drittel der Befragten hielten Aktien für überbewertet, dennoch wollten die meisten ihre Positionen beibehalten oder sogar ausbauen. Besonders US-Aktien standen im Fokus, während europäische Aktien weniger gefragt waren.
Mehr als die Hälfte der deutschen Investoren plante sogar, den Anteil an US-Aktien zu erhöhen. Der europäische Markt hingegen war eher unterrepresentiert. Ein klassisches Beispiel, in welchem die Investitionsbücher für europäische Aktien “relativ” leer waren.
Seit dem ist viel am Markt passiert. Die Handelspolitik Trumps, die USD-Abwertung ggü. dem Euro sowie geopolitische Spannungen wie der Ukraine- oder Gaza-Krieg.
Ordnen wir die Geschehnisse und die Umfragewerte am Jahresanfang ein, dann zeigt sich, dass die optimistische Haltung zu US-Aktien sich zwar teilweise bestätigt hat, aber die Volatilität extrem war. Europäische Aktien schnitten hingegen besser ab als erwartet, obwohl die Umfrage geringe Zuflüsse prognostizierte und der MSCI World hinkt im allgemeinen hinterher.
Ziehen wir ein Fazit, so ist die Aktienquote institutioneller Investoren ein wertvoller strategischer Indikator, aber sie muss immer im Kontext aktueller Ereignisse und Marktreaktionen gesehen werden.
Wer die Umfrage isoliert interpretiert, läuft Gefahr, die Dynamik geopolitischer und wirtschaftlicher Entwicklungen zu unterschätzen.
Wir wünschen einen schönen Sonntag!
Montag3
China
Die chinesische Zentralbank hat ihre Leitzinsen den fünften Monat in Folge unverändert gelassen. Der einjährige Referenzzinssatz (LPR) für Unternehmenskredite verharrt nach der von Analysten so erwarteten Entscheidung vom Montag bei 3,0 Prozent. Der fünfjährige LPR, der als Richtschnur für Hypothekenzinsen dient, bleibt unverändert bei 3,5 Prozent. Damit herrscht in China weiter Ruhe an der Zinsfront, obwohl es Anzeichen für eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums gibt und sich die Handelsspannungen zwischen den Regierungen in Peking und Washington zuletzt verschärft hatten.
Europa
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hat von Europa ein offensiveres Vorgehen im Handel mit China zum Schutz eigener Interessen gefordert. China sei auf Europa stärker angewiesen als umgekehrt, sagte das EZB-Ratsmitglied bei einer Finanzveranstaltung in Washington. Die EU sei ein starker Wirtschaftsraum mit rund 450 Mio. Einwohnern. Deswegen solle die europäische Karte offensiver ausgespielt werden. Europa müsse zwar einen Handelskrieg mit China vermeiden und den Dialog aufrechterhalten, aber auch seine eigenen Märkte schützen.
Europa / Russland
Die Energieminister der EU-Staaten stimmen am Montag in Luxemburg über ein Importverbot für russisches Öl und Erdgas ab Anfang 2028 ab. Nachdem die EU-Botschafter den Gesetzesvorschlag bereits zur endgültigen Entscheidung an die Minister weitergeleitet haben, gilt eine Zustimmung als wahrscheinlich. Mit dem Schritt sollen dem Kreml Einnahmen zur Finanzierung des Krieges gegen die Ukraine entzogen werden. Widerstand gegen das Vorhaben kommt noch aus Ungarn und der Slowakei. Ungeklärt war zuletzt auch, wie die Herkunft von Flüssigerdgas (LNG) künftig überprüft werden soll, um eine Umgehung des Verbots zu verhindern.
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